Soziale Ängstlichkeit im Arbeitsalltag

& wie sie sich bemerkbar macht

Herzklopfen, schwitzige Hände oder zitternde Stimme bei der Interaktion mit Menschen. Ständiges Gedankenkreisen nach der Arbeit, katastrophisieren von bestimmten Szenarien, die Überzeugung, dass bald jemand die eigene Unzulänglichkeit herausfindet…  – so oder so ähnlich zeigt sich soziale Ängstlichkeit im Arbeitsalltag. 

Doch worum geht es hier wirklich? Diese Form der Angst dreht sich nicht um Menschen an sich, sondern um die Furcht vor ihrer Ablehnung, dem Gefühl der Bloßstellung und dem Schmerz des Ausschlusses.

Durch die Pandemiejahre verzeichnet sich ein genereller Anstieg an Angststörungen (Quelle: NDR – Psychotherapie über Pandemie: Angststörungen häufen sich). Dazu gehört ebenfalls die Soziale Phobie und damit eine gesteigerte soziale Ängstlichkeit. 

Die Gründe sind Komplex und Vielseitig. Durch Corona haben wir alle das wegfallen bestimmter Ressourcen aber auch Stressoren erlebt. So hatten wir plötzlich nicht mehr den Weg zur Arbeit, die stetige dröhnende Geräuschkulisse durch den Berufsverkehr oder die Anwesenheit von anderen Kolleg:innen. Gleichzeitig fiel auch die ständige Interaktion, Bewertung oder „Beobachtung“ mit oder durch andere Menschen weg. Natürlich fördert auch die Befürchtung vor einer Ansteckung die Unsicherheit bei der persönlichen Interkation, soll in diesem Beitrag aber eher eine untergeordnete Rolle spielen.  

Doch was können wir nun im Arbeitskontext tun? 

Wie gesagt soziale Ängstlichkeit ist die Angst vor der Abwertung, Bloßstellung oder Anfeindung durch andere Menschen.

Achtung: nun folgt eine Aneinanderreihung von Buzzwords!

Ein Arbeitsumfeld welches geprägt ist durch Ehrlichkeit, Offenheit, Wertschätzung und eine gesunde Fehler-, Feedback- und Disskusionskultur kann die soziale Ängstlichkeit schwächen und bei der Überwindung helfen. 

Soziale Ängstlichkeit bedeutet NICHT, dass man Angst hat vor Konfliktgesprächen oder Konfrontationen. Soziale Ängstlichkeit bedeutet, dass man Angst davor hat, dass diese lauthals und respektlos erfolgen. Weiterhin, dass Gespräche nicht offen erfolgen und hinter dem Rücken gelästert wird. Es ist die Angst davor, dass Menschen einen bewusst ins offene Messer laufen lassen. 

Daher ist es essentiell, dass Menschen das Vertrauen haben, dass aufrichtig und ehrlich, mit einer wertschätzenden Haltung, interagiert wird. einige Schlüsselfaktoren möchte ich hier einmal nennen: 

  •  Wertschätzende Kommunikation: Diskussionen werden in einem respektvollen Ton geführt, mit dem Ziel, einen gemeinsamen Weg zu finden. Dabei sollte der Standpunkt des Gesprächspartners respektiert werden. 
  • Fehler als Lernchance: Fehler werden nicht versteckt oder als Vorführmethode missbraucht. Sie werden als notwendige Möglichkeit der Weiterentwicklung und Innovation betrachtet. Fehler sind essentiell, um eigene Prozesse zu optimieren und zu überarbeiten. 
  • Situatives Feedback: Feedback wird zeitnah und auf eine wertschätzende Weise kommuniziert, um konkrete Verbesserungen zu ermöglichen. Dabei steht offenes und authentisches Feedback im Vordergrund. Beschönigungen Fehl am Platz. 
  • Herzliches Arbeitsklima: Ein freundliches und unterstützendes Miteinander, in dem es Standard ist, dass jeder Mitarbeitende seine Stärken und Schwächen hat und Hilfestellungen zum Alltag gehören. 
  • Offener Austausch: Offenheit und die Akzeptanz unterschiedlicher Meinungen sind grundlegend für eine gesunde Diskussions- und Konfliktkultur. 

Der Anstieg der sozialen Ängstlichkeit kann zwar durch die Pandemie begünstigt worden sein, manifestiert sich jedoch oft in toxischen Arbeitsumgebungen. Die Lösung liegt in einer Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung, in der Angestellte sich sicher fühlen können, sie selbst zu sein, ohne die Angst vor Ablehnung. Dies schafft nicht nur ein besseres Arbeitsumfeld, sondern fördert auch die individuelle und kollektive Leistungsfähigkeit.