Generationsübergreifende Glaubensätze

& Wie sie uns beeinflussen

Vor einiger Zeit habe ich meinen Job gekündigt und zwar, ohne, dass ich ansatzweise ein neues Angebot oder einen neuen Job in Reichweite hatte. Ehrlicherweise wusste ich damals gar nicht wie mein Weg weiter gehen sollte.

Vorweg: Ich weiß, dass dies ein Privileg ist und ich bin wahrlich dankbar, dass ich dieses Privileg habe und mich entsprechend entscheiden konnte.

Unter dem Motto: „ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ (Georg Christoph Lichtenberg) befasste ich mich sehr intensiv mit dieser möglichen Veränderung in meinem Leben.

Für mich war das eine unglaublich schwere Entscheidung, denn in meinem Kopf schwirrten Gedanken wie:

  • Es ist ein sicheres Einkommen und ein sicherer Job. Wie kannst du das einfach wegwerfen?“
  • „Was ist, wenn du zu sensibel oder zu fordernd bist und einen so guten Job nicht mehr bekommst?“
  • „Was ist, wenn du in die Arbeitslosigkeit rutschst, wie macht sich das auf deinem Lebenslauf? Ist es nicht schlicht und ergreifend dumm dies zu tun?“
  • „Bist du finanziell abgesichert genug, um dieses Wagnis einzugehen?“

Ich bin grundsätzlich eine disziplinierte und ehrgeizige Person. Ich habe für meine Leistungen und mein Durchhaltevermögen stets positiven Zuspruch erhalten. Und in meiner Erziehung wurde das Bild der „starken, durchsetzungsfähigen und zielstrebigen Frau“ postuliert. 

Aufgeben, Abbrechen, Versagen – keine Option.

Ich hatte einige schlaflose Nächte und unruhige Wochen in denen ich oft stündlich meine Entscheidung veränderte und immer wieder neu abwog. Und obwohl mir klar war, dass ich so nicht weiter machen konnte, war erst eine entscheidende Erkenntnis notwendig, damit ich nach der Entscheidung handeln konnte, die ich längst getroffen hatte.

Obwohl ich viel Vertrauen genoss, meinen Tätigkeitsschwerpunkt eigens wählen konnte und tolle Projekte initiieren durfte, war ich einfach nicht mehr glücklich. Schwerer noch, ich war zu tiefst frustriert und demotiviert.

Als ich dann für mich bemerkte, dass ich nur in diesem Job blieb, weil ich mich von erlernten Glaubenssätzen leiten lies, war ich frei eine für mich gesunde Entscheidung zu treffen. Denn diese Glaubenssätze waren nicht mehr aktuell, sie gehörten den Generationen vor mir.

Das Sichern des finanziellen Einkommens, um die Familie zu Versorgen oder das Empfinden, dass Aufgeben eine Schwäche ist, gehören nicht zu meinen Überzeugungen und sind für mich bei weitem nicht mehr so relevant wie für die Generationen meiner (Groß-)Eltern.

Ich bin ihnen unendlich dankbar, dass sie mir durch ihre aufopfernde Arbeit ermöglicht haben weitaus individuellere Entscheidungen treffen zu können, als sie jemals konnten. Entscheidungen, die für mich als Person gesund sind und nicht der Gemeinschaft dienen.

So konnte ich für mich die wichtige Entscheidung treffen, den Job zu kündigen ohne etwas Neues zu haben. Ich wusste, dass mein Partner, meine Familie und meine Freunde hinter mir stehen und habe selbst noch kein Haus oder Kinder, die einen gewissen finanziellen Ertrag benötigen.

Ich konnte eine erlösende Entscheidung treffen, die dazu geführt hat, dass ich mich wieder motiviert, energetisiert und glücklich erlebt habe. Ich konnte innerhalb der größten Unsicherheit, Sicherheit fassen, weil ich wusste, dass ich mich auf mich verlassen konnte.

Denn nach Ende der Kündigungsfrist war ich keinen falls arbeitslos.